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14.10.2009, 15:24 #1
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Jay Dobyns - "Falscher Engel - Mein Höllentrip als Undercover-Agent bei den Hells Angels"
Jay Dobyns ermittelte inkognito im Motorradklub Hells Angels. Er dealte dafür selbst mit Drogen und schmuggelte Waffen. Jetzt hat er ein Buch über diese Zeit geschrieben.
Vor einem Jahr stand Jay Dobyns vor den Flammen, die sich durch sein Haus fraßen. Außer seiner 85-jährigen Nachbarin kam dem ehemaligen Agenten niemand zu Hilfe. Weder die herbeitelefonierte Feuerwehr, noch sein Arbeitgeber, die US-Behörde gegen Waffenbesitz (AFT). 16 Mal war Dobyns schon umgezogen in den letzten vier Jahren, und doch fanden ihn seine alten Kameraden vom Motorradclub Hells Angels immer wieder. Denn Jay Dobyns galt den Hells Angels als Verräter, er sollte sterben für das, was er ihnen angetan hatte.
21 Monate hatte der ehemalige Football-Profi Dobyns inkognito im Milieu der gewalttätigen Hells Angels ermittelt, im Auftrag seines Arbeitgebers, der US-Behörde ATF im amerikanischen Bundesstaat Arizona. Seine Abteilung griff unter anderem ein wegen unerlaubtem Gebrauch und Besitz von Schusswaffen.
Dobyns knüpfte schnell Kontakte zu den Hells Angels. Denn er ähnelte ihnen nicht nur körperlich. Auf seiner Harley fuhr er in ihrem Pulk mit, beteiligte sich an Schlägereien, trug Totenkopfringe, einen gewaltigen Bizeps, Tattoos von Kopf bis Fuß und betrank sich ausgiebig. Keine Tarnung hätte besser funktionieren können. Niemand vor ihm hatte es je geschafft, so lange in diesem Milieu zu recherchieren.
Seit ihrer Gründung Ende der vierziger Jahre in den USA stehen die Hells Angels für Drogengeschäfte, Prostitution, Morde, Schlägereien und international geführte Bandenkriege mit rivalisierenden Klubs. Jay Dobyns bestand die Aufnahmerituale. Ein Jahr lang musste er sich bewähren. Mit Hilfe des ATF täuschte er sogar vor, selbst einen Mord begangen zu haben. Schon war er beliebt im Milieu und gehörte dazu. Er dealte mit Drogen, schmuggelte Waffen, erpresste Geld und trieb Schulden ein. "Egal wo es einen Dollar zu machen galt, die Hells Angels waren dabei", sagt er, "Sie sind keine Intellektuellen, aber hochgradig gerissen."
Teil der Hells Angels zu werden bedeutete auch, sich innerlich zu verändern. "Wir hassten andere Motorrad-Klubs, die Öffentlichkeit, die Polizei, die Arbeit, unsere Frauen und Kinder, mitunter sogar uns selbst. Wir hassten jeden, der kein Hells Angel war." Nicht jeder, dem er in dieser Szene begegnete war ein Mörder oder Vergewaltiger. Er mochte sie, mit manchem schloss er sogar Freundschaft. Einige lebten zeitweise in seinem Haus. "Ich hielt ihre Säuglinge im Arm, verbrachte mit ihnen Urlaube, und wenn ich mit ihnen zusammen war, genoss ich es auch, denn wir gingen freundlich miteinander um."
Wie hat er es geschafft sich nicht irgendwann selbst wie ein Hells Angel zu fühlen?
"Es ist mir offen gesagt nicht gelungen", sagt er, "Ich wusste immer, dass ich zu den "Guten" gehöre, und dass die Hells Angels mich töten, wenn sie meine Mission entdecken würden. Aber meine Persönlichkeit wurde mit der Zeit einfach ein Teil von ihren, nur so konnte ich ein richtiges Mitglied werden."
Die Prinzipien der Hells Angels heißen weltweit Respekt, Ehrlichkeit und Verlässlichkeit. Gerade der Mythos eines friedlichen Klubs, den die Hells Angels nach außen hin propagieren, und den einer heilen Gemeinschaft, ziehen noch heute viele neue Mitglieder an. "Nichts ist positiv an den Hells Angels", sagt Jay Dobyns, "ihre ganze Attitüde der Brüderlichkeit und Ehrlichkeit ist verlogen, aber sie werden verehrt und angebetet wie Gottheiten."
Für Dobyns waren die Hells Angels nie göttlich. Trotzdem veränderte sich sein Verhalten von Tag zu Tag. Er gehörte zu ihnen. "Meine Frau fühlte sich oft abgeschirmt von meinem Leben", sagt er, "sie schämte sich für mein Auftreten und meine Haltung, denn ich wurde immer mehr zum schroffen Biker und immer weniger blieb vom fürsorglichen Ehemann, Vater und Freund, der ich einmal gewesen war."
Doch Jay Dobyns schaffte den Absprung aus der Szene noch, bevor er vollends zu einem von ihnen wurde. Am Ende hatte er handfeste Beweise gegen einzelne Mitglieder des Klubs gesammelt. Durch seine Hilfe gelang es, 50 Hells Angels aus den gesamten USA vor Gericht und in Haft zu bringen.
Heute ist Jay Dobyns 48 Jahre alt und arbeitet in der Ballistik-Abteilung des ATF. Als Ermittler ist sein Gesicht zu bekannt. Von der Regierung und seiner Abteilung fühlt er sich bis heute im Stich gelassen. "Ich wurde vollkommen mir selbst überlassen", sagt er. "Sie haben mir keinen nennenswerten Schutz gewährt, weil alle diese Riesenangst haben vor den Hells Angels." Noch heute bekommen er und seine Familie Morddrohungen. "An einem Tag wollen sie mir den Aids-Virus injizieren, am anderen drohen sie, meine Kinder zu kidnappen und die Gruppenvergewaltigung meiner Frau zu filmen."
Jay Dobyns flüchte vor den ehemaligen Kameraden, seinen Wohnort hält er so gut es geht geheim. Aber er will sich auch auf andere Art schützen. Er geht in die Öffentlichkeit, hält im ganzen Land Vorträge über die Organisation und schrieb im letzten Jahr ein Buch über seine Zeit bei den Hells Angels. Im Oktober wird es auch in Deutschland erscheinen. "Ich weiß aus eigener Erfahrung, zu was die Hells Angels in der Lage sind", sagt er, "Wenn ich in Angst vor ihnen lebe, haben sie gewonnen – und für diese Jungs werde ich bestimmt kein Weichei sein."
Jay Dobyns, "Falscher Engel - Mein Höllentrip als Undercover-Agent bei den Hells Angels" , Riva Verlag (Erscheint am 14. Oktober), 19,90 Euro
Klingt auf jedenfall interessant.
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14.10.2009, 16:37 #2
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Ich hab da mal ne Doku drüber gesehen kann sein das es auch der Typ war...
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17.10.2009, 13:54 #3
Voll arg... liest sich auf jeden Fall interessant.
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17.10.2009, 14:31 #4
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Nur doof, dass das 20€ kosten soll. Muss ich halt noch ein halbes Jahr warten, dann sollte man es bei eBay für <5€ kriegen.
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